Kultur im Klostergarten

Kultur im Klostergarten

Im Sommer finden jährlich zwei Veranstaltungen im Klostergarten vor der Kulisse der historischen Gebäude des ehemaligen Benediktinerinnenklosters statt.

Am ersten Sonntag im Juni beteiligt sich die Gemeinde mit dem Heimatverein am „Tag der Gärten und Parks“. Neben zwei Führungen durch die Gartenanlage – in der Regel mit musikalischen Beiträgen – gibt es nachmittags ein Café am Gewölbekeller, das von den Herzebrocker Landfrauen betreut wird.

Geplant wird jährlich auch eine Literaturwanderung durch den Klostergarten. Neben Textlesungen mit Lyrik oder Prosa an verschiedenen Stationen in der ehem. Klosteranlage gibt es auch ergänzende musikalische Programmpunkte, die zum "Nachdenken" des Gehörten anregen sollen.

„Sagenhaft“-Konzept geht auf - Literaturspaziergang mit Musik begeistert

Geschichtlich nicht verbürgt, volkstümlich, humorvoll, schaurig, übersinnlich, mysteriös – und doch: So könnte es gewesen sein? Dem wollten an die 70 Personen auf den Grund gehen, die sich am 23. Juni abends am Bronzerelief an der Pfarrkirche St. Christina zum diesjährigen Literaturspaziergang mit Musik des Heimatvereins Herzebrock trafen. Schriftführerin Judith Ahlke hatte Sagen und Legenden aus der Herzebrocker Klosterzeit ans Licht geholt, die aus der Sammlung des Rektors Johannes Cremer stammen und in einer Bearbeitung von Dr. Ludwig Humborg 1960 zum1100-jährigen Jubiläum von Herzebrock veröffentlicht wurden.

„Sagenhaft“ stieß bei bestem Sommerwetter auf eine ebensolche Resonanz. Nach einer kurzen Einführung mit Wissenswertem zur Herzebrocker Klosteranlage ging es zusammen mit Radiomoderator Matthias Traeger, der die Sagen um die Bilderstürmer von Herzebrock, Wasemanns Kirchhof in Quenhorn, den Galgenknapp im Boland und die Glockenkuhle vortrug, über verschiedene Stationen durch den Klostergarten. Keine einseitige Sache, denn Namen und Orte in den Sagen regten zum Erinnern und Nachfragen an.

Gleich am Eingang in die Gartenanlage empfing der Saxophonist Werner Fiedler die Spaziergänger mit „Summertime“ und sorgte mit seiner musikalischen Begleitung für die locker-angenehme Atmosphäre im Wechsel mit dem Gehörten. Die Stücke hatte er passend und mit Augenzwinkern auf die Texte abgestimmt. So spielte er „Fly me to the moon“, während die Diebe der Kirchenglocken laut Sage in der Glockenkuhle versinken, denn „We stiählt, de fällt! De Düwl en hält!“

Im Rosengarten adaptierte er das Chanson „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Hier wartete das Programm nicht mit einer Sage, sondern mit einem Märchen auf: „Dornröschen“ nach den Gebrüdern Grimm mit weiter interpretiertem Ausgang.

Bei der vorletzten Station im Kreuzgang-Fragment ging es um die Sage, wie das Haupt der Heiligen Christina nach Herzebrock gekommen ist. Die Kirchenpatronin stand auch im Zentrum der letzten Station des Spaziergangs, der vor dem Christinenaltar in der Pfarrkirche St. Christina endete. Im Zusammenspiel mit Gerd Hunkenschröder erzählte Judith Ahlke hier die Legende um deren unendliches Martyrium, das auch auf den Altarbildern dargestellt ist. Eingebunden war die Holzschatulle, in der die Schädelreliquie der Heiligen Christina von Bolsena früher in der Pfarrkirche aufbewahrt worden ist.
Das Programm, die Orte und das gelungene Zusammenspiel aus Moderation, Rezitation, Gespräch und Musik begeisterten die Teilnehmer. (ja)

"Sommerlaune" - Literaturspaziergang mit Musik durch den Klostergarten am 24. Juni 2022

„Sommerlaune“ war der Literaturspaziergang überschrieben, auf den sich am 24. Juni Helga Gosau und Rainer Moritz abends auf Einladung des Heimatvereins Herzebrock mit gut 25 Besuchern durch den Herzebrocker Klostergarten aufgemacht haben. Die Sommerlaune meinte es ganz ohne Donnerwetter gut mit den Kulturinteressierten und bot einen sonnigen Abend als Rahmen für ein perfekt auf die Besonderheiten der verschiedenen Gartenräume abgestimmtes Programm.

Seit mehr als zehn Jahren bringt Helga Gosau ihre Ideen und Gedanken in Versform zu Papier, die seit 2014 auch in Buchform veröffentlicht sind. Alle Themen des Menschseins, der Natur und des Lebens verarbeitet sie dabei sensibel, hintergründig und mit Humor. Um „Steine“ als naturgeformte Schätze, die Schutz und Stütze bieten, ging es zum Auftakt des Spaziergangs im fragmentarisch erhaltenen Kreuzganghof. Dort „Angekommen“ zu einem Moment der Ruhe im „Schatten“ bei Gedanken zur „Erde“ und der Bedeutung des Menschseins. Rainer Moritz gestaltete die Übergänge zwischen den Gedichten hier musikalisch mit Saxophon-Improvisationen.

Am Teich angekommen ging es um „Frühlingshauch“, „Bäume“, „Wasser“ und Vogelgesang: „(…) doch drängte sich massiv und laut das Gurren einer Taube (…)“, rezitierte Helga Gosau gerade, während zeitgleich die Tauben gurrten. Rainer Moritz trat mit ihnen auf der Flöte in einen Wettstreit und spielte unter anderem Volkslied-Improvisationen mit Walzerrhythmen auf dem Akkordeon. Das Publikum ging begeistert darauf ein.

Auf der Obstwiese kreisten die Themen der Gedichte um die Kindheit, das Versteckspiel, den Zeitgeist und den Kirschbaum. „Es sind viele Wege, die wir durch das Leben gehen. Nicht immer sind diese Wege einfach, nicht immer ist man auf Rosen gebettet“ meinte Helga Gosau beim Eintritt in den Rosengarten, wo sie „Blumenkind“, „Wege“, „Moment“ und „Geistiges Heil“ rezitierte.

Der Spaziergang endete im Gewölbekeller mit Versen zur „Musik“, begleitet mit dem Saxophon. Rainer Moritz untermalte „Sehnsucht“ mit sphärischen Klängen eines Monochords. Die Spaziergänger zeigten sich berührt und zollten reichlich Beifall für die musikalisch verstärkten gedanklichen Impressionen in der natürlichen Kulisse des Klostergartens.

 

„Vogelkonzert

Der weite Himmel voll Gesang
von allen Vogelstimmen
im Morgengrauen fing es an
dies wunderbare Singen

Doch drängte sich massiv und laut
das Gurren einer Taube
als wäre rein die Welt gebaut
allein für ihre Haube

Ich wartete stille mit Geduld
dass ihre Kraft ausginge
um zu genießen in aller Huld
das fröhliche Gesinge

Fast siebenmal und manchmal mehr
im Rhythmus eins zu drei
die Taube gurrt und stört so sehr
bald ist das Konzert vorbei

Die leisen Töne klingen schön
wenn sie gemeinsam singen
die Schwingung trägt durch alle Höhen
und lässt die Nacht ausklingen

Helga Gosau

Die Interpreten:

Helga Gosau schreibt seit 2011 lyrische Texte, die überwiegend im Karin Fischer Verlag veröffentlicht worden sind. Bisher sind folgende Bände erschienen: Herbstsonne (2014), Schlüssel Licht (2018), Weiße Knospe öffnet sich (2018), Schwingende Herzen (2019) und Im Atem des Lebens (2020). Bei ihren Lesungen wird sie in der Regel auf dem Klavier begleitet. Oder in harmonischem Zusammenspiel mit Rainer Moritz.

Rainer Moritz ist seit einem Jahr als Bezirkspfarrer der evangelischen Versöhnungsgemeinde in Herzebrock-Clarholz tätig, nachdem er zuvor 25 Jahre Pfarrer in Rheda-Wiedenbrück war. Musikalisch und Musikbegeistert spielt er mehrere Instrumente.

Tag der Gärten und Parks am 12. Juni 2022

Am 12. Juni, dem Tag der Gärten und Parks, fanden nach zwei Jahren coronabedingter Pause auch im Klostergarten in Herzebrock wieder Führungen statt. Zahlreiche Interessierte nahmen die Gelegenheit wahr, bei den zwei Rundgängen Wissenswertes zu den Anlagen zu erfahren.

Karl-Hermann Schlepphorst, Ortsheimatpfleger und ehemaliger Bauamtsleiter, leitete die etwa anderthalbstündigen Spaziergänge, durch die einzelnen Bereiche der Gartenanlage. Im Mittelpunkt standen neben geschichtlichen Hintergründen zum früheren Benediktinerinnenkloster die Planungen und Umgestaltungsmaßnahmen der Anlage zwischen 2002 und 2005.

An ausgewählten Stellen des Gartens erlebten die Besucher die Brüder Lars und Lennart Haverland an Saxophon und Klarinette, die Klänge mischten sich mit den optischen Eindrücken des Kreuzganghofs, der Teiche und des Rosengartens – und das bei bestem Sommerwetter.

Vom Wetter profitierten auch diesmal wieder die Herzebrocker Landfrauen, die am Gewölbekeller des Klosters traditionell ein Café eingerichtet hatten. Beim Angebot von Kaffee und und leckerem Kuchen waren die Plätze an den Tischen auf dem Rasen immer gut besetzt. Werner Fiedler, bekannt unter anderem aus dem Harsewinkeler Farmhouse-Jazzclub, sorgte mit seinem Saxophon musikalisch für lockere Unterhaltung.

Literaturspaziergang mit Musik durch den Klostergarten am 11. September 2021

Muße und Entspannung, Fragen und auch Antworten, auf jeden Fall viele Denkanstöße, manchmal zum Schmunzeln und meistens mit Nachklang, das bot ein Literaturspaziergang mit Musik am Abend des 11. Septembers durch den Herzebrocker Klostergarten. Karl-Hermann Schlepphorst hatte ihn für die Reihe „Kultur am Kloster“ des Heimatvereins Herzebrock organisiert und dafür Michael Wöstemeyer, Autor und Rezitator aus Verl sowie das ebenfalls aus Verl stammende Querflötenensemble „Flötissimo“ gewonnen.

An fünf Stationen mit besonderen Gartenansichten setzten sie verschiedene Themenschwerpunkte in Szene. Beginnend am Torbogen zum Eingang vom Kirchplatz auf den Ehrenhof, führte der Spaziergang zur ersten Station, dem Kreuzgangfragment, wo „Flötissimo“ die Spaziergänger mit dem „Präludium zum Te Deum von Charpentier“ erwartete. Hier ging es um den Themenschwerpunkt Sehnsucht.

An der Teichbühne beleuchteten die Texte unterschiedliche Facetten der Natur, wobei „Flötissimo“ von einer Brücke im Hintergrund eine „Berceuse“ spielte. „Meine kleine Welt“ rezitierte Michael Wöstemeyer an der Gräfte. Nicht von ungefähr zunächst auf Verler Plattdeutsch, denn „da fühl ich mich zu Haus“. Hier spannten sich die Texte um des Lebens Fülle mit seinen Höhen und Tiefen zu den Klängen von „Scarborough Fair“.

Am großen Teich ging es um „Fremde Gärten“ und im Rosengarten drehte sich alles um „Chercher la femme“ im Wechsel mit Partien aus „Les Folies d’Espagne“ von M. Marais mit Christian Brunner an der Querflöte. „Flötissimo“ erwartete die Spaziergänger am Gewölbekeller mit Walzerklängen aus „Der Mond“ von F. Göttsche-Niessner. Mit Texten über Sehnsucht und Aufbruch und dem Lied „Abend wird es wieder“ endete der Spaziergang.

Als „natürlich, menschlich, spirituell“ bezeichnet Michael Wöstemeyer seine Texte. Sie sind in Form gebrachte persönlich geprägte Gedanken, die zum intensiveren Auseinandersetzen anregen und für jeden der Zuhörer Identifizierbares beinhalten. Die Atmosphäre aus Natur, Abendsonne, Musik und geistiger Inspiration machten den Literaturspaziergang zu einem besonderen Erlebnis.

Literaturwanderungen am 18. und 22. August 2020

„Mit Rilke durch den Klostergarten“

Stille – Wahrnehmungen – Resonanzen – Gedichte aus dem „Stunden-Buch“, „Aus dem mönchischen Leben“ und andere poetische Texte von Rainer Maria Rilke: Pfarrer Rainer Moritz aus Rheda führte bei zwei literarisch-musikalischen Rundgängen an den Abenden des 18. und 22. Augusts durch den Herzebrocker Klostergarten. Er rezitierte, interpretierte und veranschaulichte  die Rilke-Texte als Vertiefungen zur Ich-Suche und Selbstfindung. Er stellte Verbindungen mit der Ausstrahlung der historischen Klosteranlage im Speziellen, aber auch mit dem Klosterleben im Allgemeinen her.

"Rilke ist ein Meister der Wahrnehmung", erläuterte Moritz und schilderte den österreichischen Lyriker als Menschen, der zwischen Hochstimmung und Depressionen schwankte; aus dem die Worte manchmal nur so herausflossen, der aber auch immer wieder unter Schreibblockaden litt. Was er trotz allem an Dichtkunst schuf, zieht die Zeitgenossen auch heute noch in den Bann.

Beide Abende wurden so für die zahlreichen Besucher zu einem stimmungsvollen, eindrucksstarken Gesamterlebnis aus gesprochenem Wort, visueller Wahrnehmung und musikalischen Improvisationen - auf verschiedenen Instrumenten dargeboten. Ein herzliches Dankeschön für diese inspirierenden Rundgänge gilt dem Ausführenden, dem Pfarrer, Rezitator und Musiker.

 

 

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.“

 

Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Tag der Gärten und Parks 2019

Der Tag der Gärten und Parks unter dem Motto "Gartengeheimnisse" ist am Pfingstsonntag in Herzebrock auf regen Zuspruch gestoßen. An zwei Rundgängen unter Leitung von Heimatvereins-Mitglied Karl-Hermann Schlepphorst durch das 4,2 Hektar große Parkgelände beteiligten sich rund 80 Gäste. Sie erfuhren interessante Details zur Klostergeschichte sowie zur Nutzung des Klostergartens und seiner zwischen 2001 und 2005 erfolgten Rekonstruktion .

Nach Schlepphorsts Worten eröffnen die geschwungenen Wege in der Anlage immer wieder neue Perspektiven und Blickachsen. Davon konnten sich die Besucher während des informativen Rundgangs überzeugen. Mehr als 90 Obstbäume stehen auf dem Areal. Besondere Augenweide ist der Rosengarten, in dem Sorten des bekannten englichen Züchters David Austin zu bewundern sind.

Selbst für Einheimische bot Schlepphorst als Kenner der Materie noch Überraschendes. Die heute nur noch an einem Abschnitt vorhandene Gräfte umschloss laut seinen Ausführungen früher fast das ganze Kloster. "Nach 1945 wurde Teile der Gräfte mit dem ersten Wohlstandsmüll verfüllt", erläuterte der sachkundige Heimatfreund.

Passend zum Thema „Gartengeheimnisse“ machte Schlepphorst am Ende seiner Führung im Pastoratsgarten auf eine Stele aufmerksam, die durch eine Öffnung einen herrlichen Blick auf die Herzebrocker Kirche ermöglicht.

Musikalisch sorgte während der Rundgänge Claudia Erlenkötter aus Rheda-Wiedenbrück mit den Klängen ihrer Klarinette für eine besondere Atmosphäre. Sie spielte unter anderem einen Satz aus dem letzten Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart und das bekannte Liebeslied "Bridge over Troubled Water" von Simon and Garfunkel.

Zum Programm des Gartentags zählte zudem das Café der Landfrauen im und am Gewölbekeller des Nordflügels. Willy Zurwonne aus Oelde gestaltete mit Gitarre und Gesang hier den musikalischen Rahmen.

Tag der Gärten und Parks

Literaturwanderung durch den Klostergarten